Zeckenbisse: Die größten Gefahren und der beste Schutz

Frühjahr und Sommer locken mit warmen Temperaturen nicht nur wandernde Personen, Radfahrer:innen und Grillmeister:innen ins Freie, auch die Zeckensaison hat wieder begonnen.

Bub sitz mit Lupe im hohen Gras


Zeckenbisse oder „Zeckenstiche" wie es korrekt heißt, sind nicht nur unangenehm, sie bergen auch ein ernstes Gesundheitsrisiko. Denn durch den Speichel übertragen die Blutsauger Krankheitserreger, die beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen – manchmal sogar mit tödlichem Verlauf. Wenn auch nicht jeder Stich zwangsläufig eine Krankheit auslöst, ist die Gefahr größer als viele annehmen.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Gefahren durch Zecken und verraten Ihnen, wie Sie sich schützen können.

Welche Krankheiten werden von Zecken übertragen?

Die beiden häufigsten Krankheiten, die von der Zecke, auch „gemeiner Holzbock" genannt, übertragen werden sind FSME und Borreliose.

Die Frühsommermenigoenzephalitis kurz FSME genannt – bezeichnet eine Viruserkrankung, die zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie einer Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks führen kann. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich: Während die meningitische Verlaufsform leichter ist, kann die enzephalitische Form, bei der die Entzündung auf das Hirngewebe übertritt, lebensbedrohlich sein.

Woran erkennt man eine FSME-Infektion?

Je nach Verlaufsform schwankt die Zeitspanne zwischen Zeckenbiss und Ausbrechen der Erkrankung zwischen wenigen Tagen und einem Monat. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen bis zu Lähmungen. „Leichte Verläufe präsentieren sich wie ein ‚grippaler Infekt‘ mit Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und eventuell Schwindelgefühl, können von selbst ausheilen und werden oft gar nicht als FSME erkannt", erklärt UNIQA Ärztin Dr. Denise Pajank vom Medizinischen Kompetenzzentrum. „Bei der enzephalitischen Verlaufsform kann es von der Störung der Bewusstseinslage bis hin zu Bewusstlosigkeit, Lähmung, Schluck- und Sprechstörungen kommen. Hier ist eine stationäre Behandlung unumgänglich."

Die Borreliose wird durch Bakterien (Lyme-Borrelien) ausgelöst und gilt in Österreich als die häufigste, von Zecken übertragene Erkrankung. Jedes Jahr gibt es rund 70.000 Neuerkrankungen. Laut einer aktuellen Studie der medizinischen Universität Wien sind rund 30 Prozent aller Zecken mit Borrelien infiziert. Im Gegensatz zu FSME gibt es keine Impfung, die vor einer Borrelien-Infektion schützt.

Was sind die Symptome von Borreliose?

Familie von 4 Personen wandert durch Wald

Im ersten Stadium gleichen die Symptome der Borreliose-Erkrankung vielfach einer FSME-Infektion: grippeähnliche Beschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Spezifisch für die Borreliose ist die sogenannte „Wanderröte": ein heller roter Ring (manchmal auch ein Doppelring) rund um die Einstichstelle, der im Zentrum meist blasser ist, und sich langsam ausbreitet. 

Im zweiten bzw. dritten Stadium – Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich – kommt es zu Gelenks-, Nerven- oder Herzmuskelentzündungen, die zu chronischen Gelenkbeschwerden oder einer Blaufärbung der Haut an den Händen und Füßen führen können.

„Eine Borrelien-Infektion muss auf jeden Fall antibiotisch behandelt werden, da es zu schweren Komplikationen kommen kann“, gibt Dr. Denise Pajank zu bedenken. Je früher die Krankheit erkannt und mit der Therapie begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, Spätschäden im Nervensystem oder an Organen zu vermeiden.

So senken Sie das Risiko für Erkrankung durch Zeckenstiche

  • Die FSME-Impfung
    Sie schützt vor der Infektion mit dem FSME-Erreger und ist nicht nur für Wanderer empfehlenswert. „Da Zecken nicht nur in Laub- oder Mischwäldern, sondern auch in hochgewachsenen Gräsern/Wiesen verbreitet sind, empfiehlt sich der Impfschutz generell für alle, die sich gerne im Freien aufhalten“, rät Dr. Pajank. Nach der Grundimmunisierung aus drei Impfungen wird der Impfschutz alle 5 Jahre - ab 60 Jahren alle 3 Jahre - aufgefrischt. Wer wissen will, ob eine Auffrischungsimpfung wirklich notwendig ist, kann mit einem „Titer-Test“ bestimmen lassen, ob noch ausreichend Antikörper im Blut sind.
    Achtung: Gegen Borreliose gibt es bisher noch keine Impfung!
  • Insektenschutzmittel
    Sogenannte „Repellents“, die auf die Haut aufgetragen werden, halten Zecken fern und bieten so einen gewissen Schutz. Die Wirkung hält allerdings nur 2-3 Stunden an, und leider wird oft vergessen, den gesamten Körper zu behandeln.
  • Kleidung und regelmäßiges Absuchen
    Zecken beißen selten sofort zu. Sie krabbeln auf dem Körper umher, bis sie eine geeignete Stelle finden, in die sie ihre Mundwerkzeuge versenken können. Tragen Sie daher bei Wanderungen im Wald wenn möglich festes Schuhwerk und geschlossene Kleidung. Suchen Sie nach dem Aufenthalt im Freien Haut und Kleidung gründlich ab. Das gilt auch für den/die Partner:in, Kinder und Haustiere. Die Blutsauger wählen für ihre Mahlzeit gerne dünnhäutige, leicht feuchte, gut durchblutete Stellen. Besonders beliebt sind daher: Kopf, Haare, Hals, Nacken, Kniekehlen, Achselhöhlen und der Genitalbereich.
  • Zecken sofort entfernen
    Hat eine Zecke sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen festgesaugt, ist schnelles Handeln gefragt. Im Fall von Borrelien vermutet man etwa, dass es nach dem Einstich 1-2 Tage dauern kann, bis sie übertragen werden, daher kann das schnelle Entfernen das Infektionsrisiko senken.

Gut zu wissen

Tipps zur Entfernung von Zecken

  • Greifen Sie die Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenzange möglichst nah an der Haut und ziehen Sie sie vorsichtig, aber entschlossen heraus. 
  • Achten Sie darauf, dass die Zecke nicht zerquetscht wird, solange sie noch Kontakt mit der Haut hat. Möglicherweise gelangt so infizierter Speichel in die Wunde.
  • Nach dem Entfernen sollten Sie die Zecke nicht einfach wegwerfen, sondern zerquetschen oder mit hochprozentigem Alkohol abtöten.


Auf die Symptome achten

Hier nochmals eine Zusammenfassung der häufigsten Symptome von FSME und Borreliose:

  • Rötungen und Entzündungen der Haut
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Muskel- und Nervenschmerzen, Taubheit
  • geschwollene Lymphknoten
  • Fieber
  • Lähmungen
  • Abgeschlagenheit, anhaltende Müdigkeit und Schwäche
  • grippeähnliche, geschwollene Gelenke
  • Reizbarkeit, Änderungen des Wesens, abrupte Stimmungsschwankungen
  • Beeinträchtigungen der Konzentration und des Erinnerungsvermögens
  • ein geschwächter Allgemeinzustand

Machen sich einige dieser Symptome direkt oder bis zu mehrere Wochen nach dem Zeckenstich bemerkbar? Dann ab zum Arzt! 

Einstichstelle genau beobachten

Um die für die Borreliose-Infektion typische Wanderröte festzustellen ist es wichtig, die Stichstelle mehrere Tage lang zu beobachten. Kreisen Sie die Stelle am besten mit einem Kugelschreiber ein und machen Sie ein Foto, um Veränderungen nachvollziehen zu können. 

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